Wels angeln
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Allgemeine Informationen zum Wels
Der Europäische Wels, lateinisch Silurus glanis, auch bekannt unter den Namen Flusswels oder Waller: Viele Geschichten ranken sich um die Größe dieses Fisches, hier nun die nüchternen aber trotzdem sehr beeindruckenden Fakten:
Ein durchschnittlicher Wels wird zwischen einem Meter und eineinhalb Meter lang und hat dann ein Gewicht von etwa 50 Kilogramm. Aber: Der Wels wächst sein ganzes Leben lang. Und so kann der Süßwasserriese deutlich größer werden. Sind die Lebensbedingungen entsprechend gut, wie etwa im Ebrodelta in Spanien, kann ein Flusswels, bei entsprechendem Alter, eine Länge von 2,5 Metern erreichen und ca. 100 kg wiegen. Ein verlässlich dokumentierter Fang verweist auf einen Wels mit 2,78 Länge und einem Gewicht von 148 kg. Dieser Gigant wurde in Bulgarien gefangen, Rekordfänge kommen zuletzt oft in Italien vor.
Charakteristisch für den Wels ist sein großer, sehr breiter Kopf und der lange, komplett schuppenlose Körper. Beeindrucken erscheint das breite Maul. Bei älteren Exemplaren steht der Unterkiefer etwas vor und verleiht dem Fisch eine aggressive Optik und nährt die Spekulation um den Mythos des Allesfressers. Die Augen des europäischen Welses sind klein und sitzen seitlich am Kopf, hinter einem Paar hochempfindlicher und eindrucksvoll großen Barteln. Zwei weitere kleine Paare sitzen unterhalb des Kinns. So groß und kräftig die Brustflossen sind, sie reichen sogar bis zum Ansatz der Bauchflossen, so klein ist die Rückenflosse des Welses.
Der Süßwasserfisch ist perfekt an seinen Lebensraum angepasst. Vor allem der dunkle, meist schwarze oder graue Körper ist wie gemacht zur Tarnung des ruhenden Fisches am Grund, nur der Bauch weist eine hellere Färbung auf. Da der Wels, ab einer bestimmten Körpergröße keine natürlichen Fressfeinde mehr hat kann er auch sehr alt werden – in einigen Fällen bis zu 80 Jahre!
Das Beiss- und Fressverhalten der Welse
Viele Geschichten werden über das Fressverhalten des Welses erzählt. Und grundsätzlich gilt: Der Gigant frisst so ziemlich alles was ihm vor die Barteln kommt und in das Maul passt. In den Bäuchen großer Welse wurden, neben Insekten und Fischen, auch schon Vögel oder Frösche gefunden. Kann er sie fangen, dann frisst der Wels sogar unvorsichtige Nagetiere. Gerne ernährt sich der Raubfisch auch von Krebsen, wobei einige Autoren die Bezeichnung Raubfisch bewusst nicht mehr verwenden. Sie sprechen im Zusammenhang mit dem europäischen Wels von einem Allesfresser.
Vor allem kleinere Welse, d.h. Exemplare unter einem Meter Länge, ernähren sich häufig von wirbellosen Tieren, wie etwa Schnecken, Insektenlarven oder Krebsen.
Bei den Beutefischen ist die Auswahl ganz einfach. Der Wels frisst die Fische, die am häufigsten in seinem Lebensraum vorkommen. Da sind lebende und tote Fische aus den Familien der Karpfen oder Barsche, aber auch andere Arten. Der Wels geht vor allem nachts auf Beutefang. Er hat einen besonders ausgeprägten Geruchssinn und ein sehr empfindliches Gehör. Die Augen spielen bei der Jagd eine untergeordnete Rolle.
Das Laichverhalten der Welse
Das Laichen macht der Wels nicht von der Jahreszeit abhängig, sondern vielmehr von der Wassertemperatur. 17 bis 18 Grad müssen gegeben sein, dann wird der Süßwasserfisch aktiv. Zunächst bereitet das Männchen einen entsprechenden Laichplatz vor. Dazu wir in ca. 40 bis 60 cm Wassertiefe, in der Nähe des Ufers, eine Grube vorbereitet. Mit Hilfe von Schwanzschlägen wird dieses zunächst ausgespült und danach mit weichem Pflanzenmaterial bestückt. Das drückt der Wels fest auf den Grund der Grube. Nun heißt es warten bis ein geeignetes Weibchen erscheint. Die kann einige Zeit dauern, da die eigentliche Paarung erst am Abend stattfindet. Auch hier ist die Wassertemperatur mitentscheidend. 22 – 23 Grad Celsius bevorzugt das Welsweibchen. Ist der stürmische Akt, zudem eine Verfolgung des Weibchens gehört beendet, dann begibt sich das Weibchen zur Eiablage auf den Grund. Die Eier werden sofort vom Männchen befruchtet. Nach 3 bis 4 Jahren und mit einem Körpergewicht von etwa 2 Kilogramm ist der Nachwuchs dann selbst fortpflanzungsfähig.
Der Wels als Zielfisch
Das Angeln auf Wels ist nicht jedermanns Sache. Dies hat unterschiedliche Gründe: Zunächst ist der Waller ein großer und kräftiger Gegner der kaum in einen normalen Kescher passt, auch das restliche Tackle, sprich Rute, Rolle und Schnur muss qualitativ hochwertig sein, was das Welsangeln zu keinem billigen Hobby macht. Der Raubfisch muss mit dem sogenannten Wallergriff an Land oder an Bord gebracht werden. Hierbei wird dem Fisch ins Maul, und an die Kieferleiste gegriffen. Um Verletzungen durch den Angelhaken zu vermeiden sollten Sie hierbei allerdings unbedingt einen Handschuh tragen.
Aber: Der Fang lohnt sich!
In Ost – und Südeuropa wird der Waller kommerziell befischt, Wels – Kaviar, also die Eier, verarbeitet man am Kaspischen Meer. Der Wels in jungen Jahren bis zu einer Größe von etwa einem Meter genießt den Ruf eines hervorragenden Speisefischs, der zusätzlich kaum Gräten hat. Das Fleisch ist weiß, enthält gerade einmal 6 bis 8 Prozent Fett und ist sehr eiweißreich. Es hat einen milden Geschmack und kann ebenso frisch, wie getrocknet oder geräuchert verzehrt werden.
Wels Fangtechnik
Der Wels ist groß – der Wels ist schwer – er ist nicht ganz leicht zu überlisten und in der Anglerszene aufgrund dieser Voraussetzungen besonders beliebt. Wer aber den größten europäischen Süßwasserfisch fangen will, der sollte besonders stabiles Equipment verwenden. 0,50 mm sind bei der monofilen Angelschnur das Minimum wenn man es auf größere Exemplare abgesehen hat, auch Haken und Karabiner müssen den Kräften des Wallers standhalten und entsprechend eine hohe Tragkraft besitzen.
Ein Wallerholz, ein besonders gebogener länglicher Holzstock als Lockmittel und das Echolot kommen beim Angeln vom Boot aus zum Einsatz. Dabei werden Geräusche auf der Wasseroberfläche erzeugt, die den Wels reizen und ihn aus der Deckung locken.
In Spanien und Italien gibt es bekannte Welscamps. Hier fängt man den Riesenfisch mit einer Kombination aus Bojenmontagen und Naturködern oder Pellets. Bis zu 4 kg schwer sind dabei alleine die Köderfische! Da der Wels ja bekanntlich als Allesfresser gilt, beißt er auch auf Gummifische, Blinker oder Spinner. Dies führt auch dazu, dass er immer wieder als Beifang endet. Zum Beispiel beim Angeln auf Aal oder Zander. Egal ob Naturköder oder Kunstköder, egal ob Wurm, Kalmar oder Gummi, egal ob Grund- bzw. Posenmontage.
Alternativ wird mit großen Halibut-Pellets am Haar auf Welse gefischt. Üblicherweise wird dafür ein Spot mehrere Tage angefüttert um dann mit Pellet am Einzelhaken dem Räuber nachzustellen.
Angeln auf Wels – Den richtigen Angelplatz finden
Tiefe, ruhige Stellen abseits der Hauptströmung bei Dämmerung oder nachts. Diese Platz- und Zeitwahl erhöht die Fangwahrscheinlichkeit enorm. Im Sommer hält sich der Waller auch in flacherem Wasser auf, weil sich dort dann eine große Anzahl an Kleinfischen befindet. Oder du versuchst dein Glück an Gewässern, die mit dem Fluss in Verbindung stehen, sogenannte Altarme. Der Wels steht meist unter versunkenen Bäumen am Grund oder in Uferhöhlen. Dort ist er nahezu unsichtbar. Da er auch noch besonders gut hört ist ein Fang am Tag äußerst unwahrscheinlich.
In der Vergangenheit ging man davon aus, dass der Wels die Nutzfischbestände reduziert. Dies hat sich jedoch in der Zwischenzeit als Irrtum herausgestellt.
Der größte europäische Süßwasserfisch frisst vor allem Giebel, Barsch oder Gründlinge, in jedem Fall viele kleinere Fische. Junge Welse enden oft als Beifang im Freiwasser – mit zunehmendem Alter und zunehmender Größe zieht sich der Raubfisch immer mehr in Richtung Gewässergrund zurück. Dort liegt er in Löchern, im Geäst alter Bäume oder an besonders tiefen, unzugänglichen Stellen.
Im Flussbereich an Main, Donau oder Rhein sind die Bereiche der ersten Buhnen gute Stellen zum Wels angeln. Dabei handelt es sich um wandartige Betonbauwerke links und rechts der Fahrrinne, welche dem Flussbau dienen. Hier halten sich oft kapitale Waller auf und warten bis zur Dämmerung, ehe sie auf Beutefang gehen. Und das sollten auch die Angler tun, wenn Sie von einem kapitalen Fang träumen.